Landshut - pm (01.10.2025) Im Rahmen des bayernweiten Projekts „Unsichtbares sichtbar machen – Reduzierung von Vogelschlag an Glas“ informiert der Landesbund für Vogelschutz (LBV) Entscheidungsträger und Gebäudeeigentümer über vogelfreundliche Glasgestaltung. Für vorbildliche Maßnahmen wird dabei als Anerkennung und Motivation die Plakette „Vogelfreundliche Glasfläche“ verliehen.
Diese Auszeichnung erhält nun auch die Staatliche Realschule Landshut bzw. die Stadt Landshut als Bauherr, und zwar für die Dreifachturnhalle am neuen Standort an der Fuggerstraße 2.
Zum Hintergrund: Glasflächen spiegeln die umgebende Landschaft und Vegetation. Somit täuschen sie den Vögeln einen durchfliegbaren Raum oder einen potentiellen Zufluchtsort vor – zum Beispiel einen Baum, auf dem der Vogel vermeintlich landen kann. In der Folge prallt der Vogel beim Anflug an die Glasfläche, was in den meisten Fällen tödlich endet. Da Glas in der natürlichen Umgebung von Vögeln nicht vorkommt, besitzen sie auch keine angeborene Fähigkeit, Glas als Hindernis zu erkennen, bzw. es gibt keinen Lerneffekt, da die Vögel die Kollision meist nicht überleben. Allein in Deutschland kommt es jährlich zu vielen Millionen solcher Unfälle. Diesen möchte der LBV mit seinem Projekt, das auch die Beratung von Bauherren beinhaltet, entgegenwirken.
Die Realschul-Turnhalle wurde vom LBV Landshut für die Auszeichnung vorgeschlagen. Grundsätzlich kommen dafür öffentliche sowie private Einrichtungen in Betracht, die ein Gebäude mit hohem Glasanteil besitzen und dieses mit einem geprüften Muster gegen Vogelschlag gesichert haben. In der Vergangenheit wurden schon mehrere Gebäude im Stadtgebiet Landshut ausgezeichnet, unter anderem das Landesamt für Finanzen und das Zentrum Bayern Familie und Soziales (ZBFS). Besonders anfällig für Vogelanprall sind großflächige, durchgehende Verglasungen – wie sie am Neubau der Realschule, insbesondere an der verglasten Turnhalle, vorhanden sind. Durch die unmittelbare Nähe des Realschul-Neubaus zur Flutmulde, einem ökologisch wertvollen Lebensraum mit vielfältigen Funktionen für die heimische Vogelfauna, ergibt sich ein erhöhtes Risiko für Kollisionen.
Die Flutmulde und ihre nähere Umgebung sind sehr artenreich. Pfeifenten überwintern dort Jahr für Jahr. Flussregenpfeifer und Kiebitz sind auf der benachbarten Ausgleichsfläche anzutreffen, wobei diese Arten sehr störungsempfindlich sind und insbesondere während der Brutzeit nicht gestört werden sollen. Uferbereiche von Flutmulde und Weiherbach sind mit ihrer Schilf- und Hochstaudenvegetation Bruthabitate für Sumpfrohrsänger und Teichrohrsänger. Über dem Gewässer und den angrenzenden Wiesen jagen die für Landshut charakteristischen gebäudebrütenden Arten Mauersegler, Mehlschwalbe und Rauchschwalbe nach Insekten. Seltene Arten können während der Zugzeit kurzzeitig als Nahrungsgäste in der Flutmulde angetroffen werden. Das ist wichtig, denn die meisten Vogelkollisionen finden während den Zugzeiten (Winterzug August-Oktober bzw. Heimzug in Brutgebiete März-Mai) statt, sodass allzu oft seltene Arten auf ihren Zugstrecken in den Städten verenden. Angesichts dieser Umstände wurde von der Stadt Landshut als Bauherr der Staatlichen Realschule besonders auf eine vogelfreundliche Gestaltung der Glasflächen insbesondere der Dreifachturnhalle geachtet, die nun vom LBV gewürdigt wird.

